Jakob Senn

Jakob Senn auf der einzigen Fotografie von 1862

 

Herkunft / Jakob Senn kommt am 20. März 1824 im Weiler Enner-Lenzen (Gemeinde Fischenthal) als drittes von fünf Kindern des Landwirts und Heimwebers Hans Jakob Senn (1792-1865) und der Anna Diener (1789-1837) zur Welt. Ab 1844 bewirtschaftet die Familie den Einzelhof Leiacher an den Hängen des Hörnli.

 

Förderung / Trotz nachgewiesener Begabung bleibt Jakob Senn der Wunsch, die 1838 eröffnete Fischenthaler Sekundarschule besuchen zu dürfen, verwehrt. Er bildet sich autodidaktisch weiter und versucht als Dichter Anerkennung zu finden. Er erfährt Förderung durch den Volksdichter Jakob Stutz (1801-1877) und gehört zum Jünglingskreis, den dieser während seines Aufenthaltes von 1841 bis 1856 in Sternenberg um sich schart.

 

Buchhändler und Dichter / Mit 32 Jahren gelingt Jakob Senn der Sprung nach Zürich. Er findet 1856 eine Anstellung als Buchhandelsgehilfe im Antiquariat Siegfried und tritt mit lyrischen Publikationen an die Öffentlichkeit. Nach sechs Jahren macht er sich selbständig und verarbeitet die Erfahrungen seines bisherigen Lebens in Form eines hervorragenden Entwicklungsromans. Vergeblich bittet er Gottfried Keller (1819-1890) um die Vermittlung an einen Verleger. Der Roman erscheint erst 1888 posthum unter dem Titel «Ein Kind des Volkes».

 

Wirt und Auswanderer / 1864 heiratet Jakob Senn Anna Brandenberger, die ihm 1862 einen unehelichen Sohn geboren hat. Er übernimmt mit ihr in St. Gallen die Wirtschaft «Hinter Mauern», ab 1865 «Zum Zeughaus» genannt. Als er 1867 die grössere Wirtschaft «Vor Speisertor» kauft, gerät er in finanzielle Schwierigkeiten. 1868 wandert er mit seiner Frau nach Uruguay aus, wo er sich fortan in Montevideo und Umgebung als Buchhalter, Gärtner, Koch, Buchbinder und Maler betätigt.

 

Heimkehr und Freitod / 1878 kehrt Jakob Senn nach Zürich zurück, um im Auftrag der Regierung von Uruguay ein Auswanderungsbüro zu eröffnen. Der Plan scheitert. Am 5. März 1879 wird seine Leiche aus der Limmat geborgen. Seinem Tagebuch hat er die vielsagenden Verse anvertraut: «Innere Zerrissenheit / sonder Friede / Machte, ach, mich vor der Zeit / müde, müde.» Er wird knapp 55 Jahre alt.

 

Flarz Ennerlenzen

 

 

 

Einzelhof Leiacher ob Steg

 

 

 

Konstanzerhaus Oberdorfgasse Zürich

 

 

 

Wirtshaus «Vor Speisrtor» St.Gallen

 

 

 

Montevideo